– Aristoteles, griechischer Philosoph (384 v. Chr.–322 v. Chr.)
Für mich ist ein Tag erst dann erfolgreich, wenn ich geschrieben habe. Selbst, wenn ich all meine to dos erledigt, eine wundervolle Zeit mit meinen Liebsten verbracht und einen dreifachen Rückwärtssalto geschafft habe (zugegeben, der gelingt noch nicht perfekt) – so ist fehlt diesem Tag trotzdem etwas Essenzielles, wenn ich es versäumt habe, meiner Schreibroutine nachzugehen.
Darum sorge ich dafür, dass ich das Schreiben möglichst schnell „abhake“, damit alle Voraussetzungen für einen erfolgreichen Tag geschaffen sind. Wie manche von euch vielleicht schon wissen, schreibe ich morgens gleich nach dem Aufstehen. In Stephen Pressfields “The War of Art” wird die Kraft, die uns davon abhält, unsere Kreativität auszuleben – sei es Angst, Prokrastination oder Mangel an Zeit – als „Resistance“ bezeichnet.
Mir ist aufgefallen, dass Resistance bei mir morgens am geringsten ist. Darum ist Schreiben inzwischen fester Bestandteil meines Morgens. Während meiner Schulzeit war für mich vor die Vorstellung dafür früher aufzustehen unvorstellbar und ich habe mich als Nachteule betrachtet. Darum habe ich damals abends geschrieben, aber das funktioniert für mich inzwischen nicht mehr.
Es kostet mich unsagbare Willenskraft, mich abends nach einem langen Tag noch einmal hinzusetzen und auf das Schreiben zu konzentrieren. Außerdem bin ich dann den ganzen Tag über gestresst, weil ich stets im Kopf habe, dass ich noch schreiben muss.
„Vergiss nicht zu schreiben.“
„Vergiss nicht, du willst abends noch schreiben.“
„Schon 19 Uhr und noch immer nicht am Schreibtisch. Das wird heute noch knapp mit dem Schreiben.“
Irgendwann schwingt der Dialog dann um in:
„Jetzt ist es schon zu spät.“
„Du brauchst noch Schlaf.“
„Jetzt hast du doch keinen Kopf mehr dafür.“
„Schreib lieber morgen Abend, aber dann richtig!“
Morgens, nach dem ersten Kaffee, muss ich mir keine Sorgen um Gedanken wie diese machen. Schreiben ist für mich nie ohne Mühen verbunden. Morgens hingegen passiert es beinahe mühelos. Den anderen Vorteil, den ich an meiner aktuellen Schreibroutine bemerkt habe, ist, dass morgens mein Kopf noch sehr klar ist, frei von den Gedanken des Tages. Mir fällt es schlicht und ergreifend leichter zu dieser Tageszeit kreativ zu sein.
Diese Routine hat sich für mich im Januar 2021 etabliert und ich könnte nicht glücklicher über sie sein. Unten habe ich eine aktuelle Version dazu notiert:
5.30–6.00: Aufstehen, Bett machen, Lüften, Anziehen, Kaffee zubereiten
6.00-6.30: Lesen und Kaffee trinken
6.30-8.30: Konzentriertes Schreiben / Editing. Dabei stelle ich meinen Laptop in den Flugmodus und lege mein Handy weg. Für aufkommende Gedanken habe ich ein Blatt Papier bereit, damit ich sie schnell notieren und mich wieder auf die Arbeit konzentrieren kann.
8.30-9.00/9.30: Spaziergang in der frischen Luft
Ab 9.00/9.30: Start in den Tag
Am Wochenende stehe ich häufig etwas später auf, sodass sich meine Routine um ein bis zwei Stunden nach hinten verschiebt oder gekürzt werden muss. Natürlich läuft es nicht jeden Tag wie geplant und es gibt immer wieder Momente, in denen das Schreiben zu kurz kommt. Wenn ich es nicht schaffe morgens zu schreiben, weil zum Beispiel mein Freund zu Besuch ist, nutze ich freie Gelegenheiten wie die Zeit, in der er duscht, um das Schreiben nachzuholen. Häufig schaffe ich nicht mehr als ein paar Sätze auf Papier zu bringen, aber das genügt mir an diesem Tag. Hauptsache, ich habe geschrieben und Resistance bekämpft.
Je nach Möglichkeit setze ich mich gerne nochmal abends hin und überarbeite meine Texte. Allerdings bin ich nicht enttäuscht, wenn das nicht klappt, weil ich morgens bereits geschrieben habe und darum weiß, dass ich meine to dos für heute geschafft habe. Wie Stephen Pressfield sagen würde: „I beat resistance today.“
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