Worldbuilding – Wie kannst du Welten bauen, die sich für deine Leser real anfühlen und faszinieren?
Im Fantasy Genre gehört Welten zu bauen fast schon zum guten Ton und es ist eines der ersten Dinge, auf die man in Schreibgruppen angesprochen wird: „Und wie baust du deine Welt auf?“
Wie du deine Welt entwickelst, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Bevor du mit dem Worldbuilding startest, musst du für dich herausfinden, welche Geschichte du schreiben möchtest.
Jede Story wird von etwas angetrieben: entweder vom Plot (plot-driven) oder vom Charakter (character-driven).
In einer vom Plot gesteuerten Geschichte liegt der Fokus auf den äußeren Umständen, die auf deinen Protagonisten einprasseln. Durch deinen Protagonisten lernen wir als Leser den Plot kennen. Beispiele dafür sind:
Umgekehrt, existiert in einer vom Charakter getriebenen Geschichte der Plot, um deinen Protagonisten zu entwickeln. Als Leser verfolgen wir den Werdegang deines Protagonisten. Beispiele dafür sind:
Warum musst du das wissen? Weil dein Worldbuilding zu deiner Geschichte passen muss. Schreibst du zum Beispiel einen Fantasy Roman mit einem faszinierenden Charakter, wie bei „Der Name des Windes“ von Patrick Rothfuss, so brauchst du eine Welt, die es deinem Charakter erlaubt sich weiterzuentwickeln und Abenteuer zu erleben.
Umgekehrt ist der Mars in „Der Marsianer“ eine lebensfeindliche Umgebung, die maßgeblich für die Handlungen des Protagonisten verantwortlich ist. Der Plot würde auf einem freundlicheren Planeten nur wenig Sinn ergeben.
Du musst beim Schreiben nicht sofort wissen, welche Art von Geschichte es wird, aber wenn du es mal weißt, ist es beim Worldbuilding immer gut im Hinterkopf zu behalten.
Ein Fantasy Autor hat mal gesagt, dass Weltenbau wie ein Eisberg ist. Die Spitze des Eisbergs ist das, was du deinem Leser zeigst. Der Rest deiner Welt verbirgt sich unter dem Wasser.
J. R. R. Tolkien hat sein ganzes Leben lang die Welt rund um Mittelerde entwickelt, ganze Sprachen und Kulturen sind dadurch entstanden. Die Geschichte seiner Welt zu studieren wäre vermutlich genauso komplex wie unsere eigene. Die meisten von uns Schreiberlingen haben aber nicht ihr ganzes Leben Zeit, um eine Welt zu entwickeln und wollen das vielleicht auch nicht.
Ist das ein Widerspruch zum Eisberg-Prinzip? Nein. Du musst keine komplexe, umfangreiche Welt erschaffen, die sich unter dem Wasser verbirgt. Wichtig ist aber, dass dein Leser denkt, es würde sich eine verbergen.
Um das zu entscheiden, musst du einige Aspekte deiner Welt ausführlich entwickeln und andere dafür vage halten. Nutze eine Kombination aus hartem und softem Worldbuilding. Frage dich selbst, wofür brennst du?
Fokussiere dich auf das, wofür du brennst und entwickle es im Detail. Beschreibe es, werde konkret. Du interessierst dich für Geografie? Welche Pflanzen wachsen auf deiner Welt? Welche Tiere gibt es? Gibt es giftige Pflanzen, vor denen sich dein Protagonist fürchtet? Was ist mit dem Wetter?
Beispiel:
Vielleicht gibt es zweimal im Jahr einen starken Monsun, der Ernten vernichtet und für große Überschwemmungen sorgt. Was für Gebäude gibt es einer Welt, die zweimal im Jahr von einem starken Monsun erschüttert wird? Was für Kleidung tragen die Leute? Warnt man die Kinder davor, auf besondere Winde zu achten? Du siehst, allein dadurch bin ich schon sehr detailliert geworden.
Worauf ich mich beim Worldbuilding zum Beispiel nicht konzentriert habe, waren Aspekte wie Kunst, Musik, Geschlechterrollen oder Technologie.
Grundsätzlich gibt es zwei Aspekte, auf die du deine Welt stützen kannst:
Zu physischen Aspekten gehören zum Beispiel:
Physische Aspekte bestimmen, wie es in deiner Welt aussieht und wie es darin zugeht. Der Marsianer zum Beispiel konzentriert sich sehr auf das physische Setting, den Mars.
Kulturelle Aspekte beinhalten:
Die Kultur beeinflusst den Alltag deines Protagonisten und sorgt häufig für den Konflikt. Wir alle kennen die Geschichte des Außenseiters, der sich gegen die Vorurteile und Beschränkungen seiner Welt stellt.
Beim Wolrdbuilding bist du gut bedient, wenn du einige kulturelle und einige physische Aspekte nutzt. Doch wie machst du weiter?
Das ist das Template für meine aktuelle Fantasy Welt. Ich nutze die Anwendung Notion, um Ideen festzuhalten. Es ist wie mein privates Wikipedia. Notion ist vollkommen kostenlos und erlaubt dir so viele Unterseiten zu erstellen wie du möchtest, was sehr praktisch ist, wenn du wie ich gerne große Welten bauen möchtest.
Alternativ zu Notion gibt es auch andere Anwendungen, die das erlauben oder du nutzt einfach sehr viel Papier. Zum Beispiel könntest du für jeden Aspekt deiner Welt eine eigene Farbe nutzen. Wichtig ist nur, dass du deine Informationen beisammen hast und dich darin zurechtfindest.
Welten zu bauen, kann ein großer Spaß sein. Vergiss aber nie, dass deine Welt nur eine Kulisse für den eigentlichen Plot ist. Es ist in Ordnung, wenn du nicht den ganzen Eisberg sehen kannst. Dein Buch muss sich nur so lesen als könnte es.
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