Was ist deine wahre Expertise? Vielleicht hast du doch das Recht, Tipps zu geben, auch wenn du an dir zweifelst.
Mich verunsichert es total, wenn mich jemand nach Schreibtipps fragt. „Sascha, du schreibst doch Bücher. Kannst du mir einen Tipp geben, wie ich selbst ein Buch schreiben kann?“
Ich habe mich lange schwergetan, Tipps zu geben. Es stimmt, dass ich schreibe, aber keines meiner Bücher ist auf einer Bestsellerliste gelandet. Ich habe nicht mal einen Verlagsvertrag, auch wenn ich stolz darauf bin, inzwischen bei einer Agentur zu sein. Ich habe auch noch keine Erfahrung im Selfpublishing gesammelt.
Als ich in mich gegangen bin, habe ich festgestellt, dass hinter meinem Zögern eine Angst lauert.
Was ist, wenn meine Bücher nicht gut genug sind?
Welches Recht hat jemand, der keine guten Bücher hat, Schreibtipps zu geben?
Das ist der Punkt, an dem ich wieder innehalten und reflektieren muss.
Bloß weil ich noch keine Veröffentlichung aufweisen kann, heißt es nicht, dass meine Bücher qualitativ schlecht sind. Die Angst nicht gut genug zu sein begleitet mich in jedem Aspekt meines Lebens. Dass ich sie einem Aspekt wie dem Schreiben habe, etwas, was mir so wichtig ist, überrascht mich nicht.
Und dann ist mir etwas aufgefallen: Wenn jemand neu anfängt zu schreiben, möchte er normalerweise nicht die Veröffentlichung — die wäre natürlich auch nett — sondern ein fertiges Buch. Den Fragesteller beschäftigt, wie er sich jeden Tag hinsetzen und an seinem Werk arbeiten kann. Wo beginnt man als neuer Autor? Welche Schreibratgeber gibt es da draußen?
Obwohl ich lange Selbstzweifel mit mir trug – und nach wie vor trage — wurde ich weiter nach Tipps gefragt. Ich habe so gut ich konnte geantwortet und mich gefreut, wenn meine Ratschläge Früchte trugen.
Inzwischen habe ich meine Perspektive geändert und mir wurde klar, dass mich niemand nach Veröffentlichungstipps fragt – einem Bereich, in dem ich tatsächlich keine Expertise habe. Meine Expertise liegt woanders.
Wieder bin ich mit einem Notizbuch in der Hand in mich gegangen und habe darüber nachgedacht, was ich bieten kann. Auf folgende Punkte bin ich gekommen:
Ich habe noch kein Buch im Verlag veröffentlicht, aber dafür fünf Bücher fertig geschrieben und überarbeitet. Jedes von ihnen nicht kürzer als 300 Seiten. Ich schreibe (mit wenigen Ausnahmen) jeden Tag seit drei Jahren und das für ein bis zwei Stunden.
Ich kann dir nicht beibringen, ein Buch zu veröffentlichen, aber ich kann dir helfen, deine Geschichte zu Ende zu schreiben.
Würde mich jemand nach Veröffentlichungstipps fragen, könnte ich guten Gewissens sagen, dass ich keine Expertise habe. Aber beim Schreiben ist es anders. Da besitze ich sehr wohl Expertise. Ich kann sagen:
Bei der Frage nach Schreibtipps habe ich den Fehler gemacht, die falsche Expertise zu suchen. Ich habe daran gedacht, was mir selbst fehlt, anstatt daran, was mein Fragesteller braucht.
Ertappst du dich auch dabei? Hinterfragst du deine Fähigkeiten Mathe Nachhilfe zu geben, weil deine Physiknote nicht gut ist?
Wenn du dich in solchen Situationen erwischt fühlst, frage dich doch mal, welche Erfahrung wirklich gewünscht ist. Und vermutlich leidest du, wie ich, unter etwas namens „Hochstapler-Syndrom“. Das ist ein Thema, das fast einen eigenen Newsletter verdient.
Vielleicht bist du ja genau richtig.
Buchempfehlung
Haut aus Glas ist das Debüt meiner Autorenkollegin Ismene Poulakos. Als ich Ismene auf der Frankfurter Buchmesse kennenlernte, war ich wahnsinnig inspiriert von ihrer „Einfach-Machen-Mentalität“ und mit welcher Geschwindigkeit, sie ihr erstes Buch geschrieben und auf den Markt gebracht hat. Herauskam ein irrsinnig spannender und berührender Roman über eine wunderbare Stadt. Hier ein Teaser:
Eliza ist und unglücklich in ihrem Job, ihre Kinder sind fast erwachsen, ihre Ehe abgekühlt. Über eine Dating-App schreibt sie monatelang mit dem fürsorglichen Alexander aus Köln, bis er auf mysteriöse Art verschwindet. Eliza ahnt, dass etwas nicht stimmt und begibt sich auf eine verrückte Reise nach Köln.
Soundtrack zum Arbeiten
Meiner Meinung nach werden selbst die unerträglichsten Arbeiten viel interessanter, wenn man epische Musik im Hintergrund laufen lässt. Als langjähriger Herr-Der-Ringe-Fan liebe ich die Musik von Howard Shore. Besonders angetan hat es mir diese Playlist.
Neuer Blogpost
Kann man zwei Bücher gleichzeitig schreiben?
Auf meinem Blog ergründe ich, ob man zwei Bücher gleichzeitig schreiben kann und warum ich dieses Vorgehen inzwischen für sehr valide halte.
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