Du kannst zehn mal mehr lesen mit diesen drei Tipps:
1. Trage eine Uhr
2. Trage immer ein Buch bei Dir
3. Lese beim Essen
Ich hasse es, wenn Leute aus jedem Thema eine Wissenschaft machen müssen. So auch mit dem Lesen.
Wahrscheinlich hast Du den ein oder anderen Grund — die Familie, Dein Freundeskreis oder dieser Bookstagram YouTuber, der zehntausend Bücher pro Woche liest — der dazu geführt hat, dass Du mehr lesen möchtest als Du es momentan tust.
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Literatur einen hohen Stellenwert hat. Einen immens hohen Stellenwert. Lesen ist für mich ein Grundbedürfnis. Ich setze es gleich mit Atmen, Essen und Schlafen. Seit ich denken kann, habe ich meine Eltern mit einem Buch in der Hand gesehen. Wenn ich meinen Großvater besucht habe, dauerte es keine fünf Minuten und er fing an, mit mir über die Klassiker zu sprechen: Dostojewski, Tolstoi, Hemingway, Puschkin.
Als ich an die Uni kam, geriet ich einen Freundeskreis, der andere Interessen hatte. Ich begann mich ehrenamtlich zu engagieren, viel — sehr viel — feiern zu gehen und erblickte auf einmal eine Welt jenseits meiner Bücher. In diesen sechs Monaten habe ich insgesamt zwei Bücher gelesen, im gesamten Jahr vielleicht fünf. Wenn Du diesen Beitrag liest, ist das für Dich vermutlich genauso wenig wie für mich. Wahrscheinlich kennst Du diese ganzen Posts über CEOs und US-amerikanische Präsidenten, die zwei Bücher pro Woche lesen, sich ehrenamtlich engagieren und gleichzeitig ihren Job erledigen. Die gute Nachricht ist, Du kannst das auch. Mit den richtigen Methoden kannst Du, wenn es schlecht läuft 40 Bücher pro Jahr lesen, wenn es gut läuft 50 und irgendwann sogar noch mehr.
Und nein, Du brauchst keine feste Lesezeit, Du musst kein Speedreading lernen und nur noch jedes fünfte Wort lesen. Alles, was Du tun musst, ist Lesen weniger ernst zu nehmen. Um mehr zu lesen, musst Du aufhören, nach der perfekten Lesezeit und der perfekten Lesetechnik zu suchen. Lies stattdessen viel und überall. Finde nicht die großen Zeiträume Deines Tages, in denen Du lesen kannst. Nimm stattdessen jede kleine Unterbrechung. Jede Sekunde, die Du nicht beschäftigt bist, ist eine Sekunde, die zum Lesen nutzen kannst. Auch wenn es nur zwei Sätze sind.
Deine Kaffeemaschine braucht morgens eine Minute, bis sie hochgefahren ist? Das ist eine Minute, in der Du lesen kannst. Du wartest auf die Bahn? Noch eine Gelegenheit. Daneben gibt es noch die Zeit vor dem Einschlafen. Mach aus dem Lesen keine Wissenschaft. Lies einfach.
Du willst noch schneller zum Erfolg kommen? Dank dieser Regeln kann ich zehn mal mehr lesen als zu Beginn meines Studiums.
Ganz ehrlich, wir alle kennen diesen Moment, in dem wir kurz auf unser Handy schauen, weil wir wissen wollen, wie spät ist und dann zehn Minuten später immer noch am Bildschirm hängen. Wir sehen eine Nachricht, kriegen Lust auf dieses neue Handyspiel oder uns fallen all die unbeantworteten E-Mails ein. Bestimmt kennst Du es auch, wenn Du wirklich nach der Uhrzeit gefragt wirst und merkst, dass Du keine Ahnung hast.
Mir geht es nicht anders. Ich weiß ganz genau, dass mein Handy mich in Versuchung führt. Darum lasse ich es gar nicht erst zu. Ich trage eine Uhr. Wenn ich wissen möchte, wie spät es ist, schaue ich drauf. Danach schlage ich mein Buch auf und lese. Jedes Mal, wenn mein Nachbar sein Handy entsperrt, klappe ich mein Buch auf. In der Zeit, in der andere durch Social Media scrollen, lese ich. Wusstest Du, dass die meisten Menschen durchschnittlich zwei Stunden täglich in den sozialen Medien verbringen? Täglich! Stell Dir vor, wie viel Lesezeit Du gewinnst, wenn Du nach dem Checken der Uhrzeit stattdessen ein Buch aufschlägst. Aber dafür musst Du ja erst ein Buch dabei haben. Hier kommt Regel Nummer zwei ins Spiel.
Musstest Du schon mal richtig lange warten? Ich meine absurd lange. Stundenlang, ohne die Möglichkeit, die Wartezeit zu beschleunigen oder anderweitig sinnvoll zu füllen.
Vor genau einem Jahr bin ich in Lissabon um 11.30 Uhr zur Nahverkehrszentrale gegangen, um eine Monatskarte für die Metro zu beantragen.
Die Schlange, die mir begegnete, war groß genug, um ein Dorf zu gründen.
Zur Erklärung: Ich musste mehrere Stunden warten, um einen QR zu bekommen, nur um dann mehrere Stunden auf eine Nummer zu warten, die ich brauchte, um dann wieder auf eine Monatskarte zu warten.
Ich verließ die Zentrale um 20.00 Uhr!
Stadtmenschen kennen dieses Phänomen vermutlich, aber ich als Dorfkind hatte den Schock meines Lebens. Darauf konnte mich nicht mal die Uni vorbereiten. Als ich mittags zur Zentrale gegangen bin, dachte ich, es würde eine Angelegenheit von einer Stunde werden. Zwei, wenn es hochkommt. Gott, war ich froh, ein Buch dabei zu haben.
Hier habe ich meine dritte Regel befolgt und beim Warten gelesen.
Du kannst zehn mal mehr Lesen als Du es jetzt tust, wenn Du Lesen mehr Priorität in Deinem Leben einräumst. Es gibt keine Tricks und keine Wissenschaft dahinter. Wenn Du Lesen als Grundbedürfnis Deines Geistes betrachtest, dann liest Du automatisch mehr, um ein Bedürfnis zu stillen.
Diese drei Regeln sind keine Tipps, bei denen Du Dir Deinen Lieblingsratschlag aussuchen und den Rest ignorieren kannst. Sie sind Teil eines übergeordneten Mindsets. Eines Mindsets, das Lesen in die Bedürfnispyramide von Maslow aufnimmt und ganz nach oben packt.
Oder um es mit den Worten von Erasmus von Rotterdam auszudrücken:
“Wenn ich ein wenig Geld habe, kaufe ich Bücher; wenn etwas übrig bleibt, kaufe ich Lebensmittel und Kleidung.”
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