„Lass heute Nacht das Licht an“ – Wie schaffen es Thriller, den Leser bis zur letzten Seite zu fesseln?
Thriller machen mich wütend. Bei keinem Genre habe ich so oft das Bedürfnis gehabt, ein Buch gegen die Wand zu klatschen. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich selbst mal einen schreiben würde.
Mein Problem mit Thrillern ist, dass ich – einmal aufgeschlagen – das Buch nicht aus der Hand legen kann. Es zieht mich in seinen Bann und ich kann nicht aufhören, es zu lesen. Schließlich will ich wissen, wie es endet.
Dabei ist es egal, wie schwachsinnig die Handlung ist, wie die wenig die Charaktere ausgearbeitet sind oder wie schlecht der Schreibstil des Autors ist. Ich weiß gar nicht, wie viele schlechte Thriller ich schon zu Ende gelesen habe, weil es trotzdem spannend war. Bei jedem anderen Genre hätte ich das Buch längst weggelegt, aber beim Thriller nicht.
Zum Glück habe ich inzwischen viele großartige Thriller gelesen, die mir zahlreiche schlaflose Nächte bereitet haben und die Sache wert waren. Es waren Romane wie „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Das Haus am Rand der Klippen“, die in mir das Bedürfnis weckten, einen Thriller zu schreiben.
Doch was haben Thriller an sich, dass sie mir und vielen anderen den Schlaf rauben? Warum lese ich weiter, obwohl ich weiß, dass das Buch schlecht ist?
Die einfache Antwort besteht aus einem Wort: Spannung. Ich will wissen, wie es weitergeht und darum lese ich weiter. Doch woher kommt diese Spannung? Während ich meinen eigenen Roman schrieb, setzte ich mich viel Spannung auseinander und woher sie kommt.
Was Thrillerautoren wirklich gut machen, ist, dass sie sofort in die Handlung einsteigen. Sie lassen unnötige Details weg und halten sich nicht mit trägen Beschreibungen auf. Sofort bin ich neugierig, wie kam es zu der Ausgangssituation und wie wird das Problem gelöst.
Wie ein Angler wirft der Autor einen Haken mit einem Köder ins Wasser und kaum habe ich mich versehen, habe ich den Köder bereits geschluckt. Falls der Thriller nicht bereits mit einem Mord oder einer Entführung startet, packt er uns mit einer spannenden Atmosphäre und wirft Fragen auf.
Ein Thriller wirft Fragen auf und beantwortet sie nicht. Auf jede Frage folgen noch mehr Fragen.
In den meisten Thrillern gibt es neben dem Ereignis selbst, auch eine mysteriöse Vorgeschichte, die auf irgendeine Art mit der Handlung zusammenhängt.
„Fortsetzung folgt“ – was alte Polizeiserien aus den 90er-Jahren können, beherrschen Autoren schon lange. Nach einem langen Arbeitstag kommt der Ermittler nach Hause und findet seine Wohnung verwüstet vor. Im Wohnzimmer ist Blut und seine Frau ist verschwunden. In diesem Moment endet das Kapitel und ich kann nicht anders als weiterzulesen.
Richtig gemein wird es, wenn an dieser Stelle nicht das Kapitel, sondern das Buch endet. Dann bin ich gezwungen, den Folgeband und den Folgeband des Folgebands zu kaufen – ich hasse Bücher, die mit einem Cliffhanger enden.
Eine beliebte Formel von Thrillerautoren lautet ELEE – Enter Late, Exit Early. Seit ich den Begriff kenne, sehe ich das Muster überall. Der Autor steigt möglichst spät in eine Szene ein. Statt dem nervigen Vorgeplänkel darüber, wie der Protagonist aufsteht, sich die Zähne putzt und mit dem Auto zur Arbeit fährt, beginnt die Szene direkt in der Zeugenbefragung. Und wieder hat der Autor Fragen aufgeworfen? Wie kam der Protagonist in diese Situation? Wie hat er den Zeugen aufgespürt? Was ist davor passiert?
Der Protagonist und der Zeuge unterhalten sich intensiv. Kurz bevor der Zeuge das alles entscheidende Geheimnis verraten kann, endet das Kapitel auch schon wieder. Die nächste Szene startet wieder viel zu spät, an einem ganz anderen Ort und wir lesen weiter, weil wir wissen wollen, was der Zeuge erzählt hat.
Wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist mir glasklar, warum Thriller solch eine Suchtwirkung entfalten. Trotzdem fällt es mir genauso schwer wie eh und je, das Buch aus der Hand zu legen.
Was ist mit dir, welche Thriller haben dich bis spät in die Nacht wach gehalten und warum? Schreibe es gern in die Kommentare.
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