Worum geht es?
Es ist das 13. Jahrhundert, Kublai Khan, der Enkel des mongolischen Eroberers Genghis Khan, beherrscht nahezu ganz Ostasien. Er träumt davon, die ganze Welt unter mongolischer Herrschaft zu vereinen. Gleichzeitig fördert Kublai Kunst und Handel. Viele Händler aus dem Westen brechen auf, um die Reichtümer Chinas in ihre Heimat zu bringen. Von Abenteuerlust gepackt, reist der junge Marco Polo mit seinem Vater und Onkel in das Reich des Mongolenführers. Doch der Preis für den Handel ist hoch. Kublai Khan fordert einen Tribut. Ohne zu zögern, lässt Marcos Vater seinen Sohn als Pfand zurück.
Und Marco muss sich in einer fremden und brutalen Welt zurechtfinden …
Meine Meinung
Beim Namen Marco Polo tauchen bei Dir sicherlich allerlei Assoziationen auf. Er war der berühmte Weltenbummler, der als einer der ersten Europäer bis nach China reiste. Polo war am Hof des mongolischen Khans. Bei seiner Rückkehr nach Europa berichtete er von den Wundern des fernen Asiens, die so fantastisch klangen, dass ihm zuerst keiner glauben wollte. Von seinem Leben handelt die Serie.
Nicht ganz.
Zwar gibt viele Begebenheiten, die sich tatsächlich so ereignet haben, historisch korrekt ist die Serie keineswegs. In manchen Zügen erinnert sie sogar an eine Fantasy Serie — vielleicht ist das der Grund, warum sie mir so gut gefällt.
Die Serie heißt Marco Polo und so verhält sie sich auch. Marco ist der Protagonist, das Zentrum der Handlung. Er ist bei allen wichtigen Ereignissen dabei. Jede andere Figur interessiert sich für ihn und seine Geschichte. Dies kann merkwürdig aufstoßen, wenn zum Beispiel Marco Polo im Alleingang für die Eroberung Südchinas verantwortlich ist. Allerdings habe ich mich mit der Zeit an seine überspitzte Rolle gewöhnt. Die Hauptfaszination und den Kern Serie bilden jedoch der mongolische Hofstaat rund um Kublai. Marco betritt diese Welt als Fremder. Zusammen mit ihm tauchen wir hinein und erkunden die Welt. Dass die Kulturen nicht unbedingt akkurat dargestellt sind, ist meiner Meinung nach keine Schwäche, sondern ein Ausdruck künstlerischer Freiheit. Schließlich wird auch Marco Polo nicht unbedingt authentisch dargestellt.
Die Schauspieler wissen zu überzeugen. Sie machen es dir leicht, in diese komplexe Welt einzutauchen. Die Charaktere sind vielschichtig, keineswegs klassisch gut oder böse. Sie haben unterschiedliche Werte und Ziele und sind bereit, moralisch verwerflich zu handeln, um ihre Interessen zu beschützen. Das macht die Serie für mich real und greifbar.
Das Set Design und die Kostüme sind ebenfalls stilvoll und hochwertig produziert. Auch die an alte Martial-Arts Filme erinnernden Kampfszenen machen Spaß und sind ein toller Anblick. Gut gefallen hat mir die Musik von Daniele Luppi. Marco Polo ist eine der wenigen Serien, bei denen ich das Intro nicht überspringe.
Leider war die Serie nicht sehr profitabel für Netflix, weshalb sie schon nach zwei Staffeln eingestellt wurde. Dies merkt man der zweiten Staffel gerade gegen Ende an.
Fazit Marco Polo
Marco Polo ist eine historische Fantasy Serie, die zu überzeugen weiß. Zwar fliegen hier keine Drachen herum, aber so ganz ernst mit der Geschichte nimmt es die Netflix Produktion nicht. Dafür ist der Unterhaltungsfaktor ungemein hoch. Für mich ist Marco Polo ein Beispiel für eine gelungene Fantasy Reihe. Sie macht trotz ihrer Schwächen vieles richtig und setzt anders als die von mir zerrissene Das Rad der Zeit Serie kulturelle Diversität gelungen ein. Von mir gibt es daher eine klare Empfehlung.